Wir sind anders

Rund 1000 Titel erscheinen wöchentlich in Deutschland mit einer Gesamtauflage von etwa 70 Millionen Exemplaren. 349 Verlage – vom kleinen Familienbetrieb bis zum großen Medienkonzern – geben kostenlose Wochenzeitungen heraus, zumeist mit einer sublokalen inhaltlichen Ausrichtung und einer großen regionalen Verbundenheit. So sind wir der Lebenswirklichkeit unserer Leserinnen und Leser besonders nahe. Dass Anzeigenzeitungen gemeinsam auch eine unüberhörbare Stimme in Deutschland haben, stellen wir regelmäßig unter Beweis mit der Kampagne „Das geht uns alle an“ unseres Bundesverbandes kostenloser Wochenzeitungen (BVDA), in dem rund 54 Prozent der Verlage organisiert sind. Wir nutzen dabei unsere hohe Reichweite, um verlagsübergreifend über aktuelle gesellschaftlich, politisch oder wirtschaftlich relevante Themen zu berichten.

Die antiken Griechen erfanden die „Agora“, was wir mit „Marktplatz“ übersetzen. Dort wurde nicht nur um Waren gefeilscht, sondern einander auch Neuigkeiten erzählt, Freundschaften geschlossen, Streitfragen diskutiert, Entscheidungen getroffen, Urteile gefällt. Anzeigenzeitungen sind nichts anderes als solche Marktplätze mit all diesen Funktionen. Unsere Leserinnen und Leser vertrauen uns, weil wir glaubwürdig und authentisch sind, weil sie uns kennen, weil wir „welche von ihnen“ sind. Sie und wir treten einander als echte Menschen mit offenem Visier gegenüber. Dieses Vertrauen in kostenlose Wochenzeitungen ermöglicht, dass Debatten bei uns sachlich geführt werden, dass sich Bürgerinnen und Bürger zum Mitmachen in Politik, Vereinen oder Ehrenamt eingeladen fühlen. Wir sind ein Platz für die klassische Meinungsbildung. Bei uns gibt es keine Fake News. Wir veröffentlichen regelmäßig den Faktencheck des unabhängigen und gemeinnützigen Recherchezentrums CORRECTIV. Diese vielfach ausgezeichnete Redaktion deckt systematische Missstände auf und überprüft irreführende Behauptungen.

Kostenlose Wochenzeitungen sind wichtige Informationsträger, weil Leserinnen und Leser durch sie auch Dinge erfahren kann, nach denen sie nicht gezielt gesucht hat. Anzeigenzeitungen sind ein Kaleidoskop von Anregungen für jedermann vor Ort. Sie zeigen, was sich jenseits der eigenen Filterblase tut. Mit dem Wochenblatt wird ein Sportverein auch von jenen Leserinnen und Lesern wahrgenommen, die nicht jedes Wochenende am Spielfeldrand stehen; eine Schule kann ihr „Machen“ – vom Umweltprojekt bis zur Theateraufführung – auch jenen Leserinnen und Lesern zeigen, die keine schulpflichtigen Kinder haben. Neues und anderes zu entdecken, Dinge mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten, Interesse zu wecken: Nirgendwo ist das „niederschwelliger“ und gleichzeitig reichweitenstärker möglich als in einer Anzeigenzeitung.

Kostenlose Wochenzeitungen beleuchten gerade auch Lebensbereiche, welche für Leserinnen und Leser zwar besonders wichtig sind, aber außerhalb des eigenen Komfortkreises liegen. Wir leisten mit unseren Inhalten Lebenshilfe – ein Leben lang. Kindergarten, Schule und Jugendsport sind regelmäßiger Inhaltsstoff, zeigen Eltern Möglichkeiten auf – sowohl für die eigenen Kinder als auch für das eigene ehrenamtliche Engagement. Als Partner des Handwerks und des Handels stellen wir regelmäßig Ausbildungsmöglichkeiten und Berufsbilder vor und erklären in Ratgeberartikeln das Prozedere rund um Ausbildung und Bewerbung. Steht die Familienplanung an, finden sich in den Wochenzeitungen Ratgeber und ausführende Unternehmen zu Hausbau und Renovierung, Finanz- und Versicherungsfragen. Im Freizeitbereich geben wir wichtige Impulse, Inspiration und Information zum Thema Ausgehen, Kultur, Kunst und Musik. Im Themenbereich Gesundheit finden sich nicht nur Termine und Kontakte zu Beratungsstellen und Ratgeberartikel, sondern auch Interviews mit Expertinnen und Experten aus der Region. Gerade im Ausnahmezustand einer Krankheit – der schwierigsten Situation des Lebens – ist die Vermittlungsfunktion zwischen Patient und Experten sowie Selbsthilfegruppen ein zentraler Punkt. Bevölkerungsgruppen, die sich kein Zeitungsabonnement leisten können, werden durch kostenlose Wochenzeitungen erreicht und bekommen hilfreiche Informationen aus Ministerien, Rathäusern und der Verwaltung vor Ort. 

Seit Jahren übernehmen kostenlose Wochenzeitungen gesellschaftliche Verantwortung und machen sich für das bürgerschaftliche Engagement und das Ehrenamt in ihrer Region stark. Ob Sport- oder Musikverein, kleine Nachbarschaftsinitiative oder großer Wohlfahrtsverband – überall dort, wo Menschen sich für die Gemeinschaft einsetzen, sind wir mit dabei. Wir sind Fürsprecher des Ehrenamtes in all seinen Facetten und ein Sprachrohr der über 30 Millionen Menschen, die sich deutschlandweit freiwillig für einen guten Zweck engagieren. Wir stärken damit den Zusammenhalt in der Gesellschaft, bringen Menschen einander näher und machen Mut, Verbesserungen des eigenen Lebensumfeldes selbst in die Hand zu nehmen. Als Mitglied des Bundesnetzwerkes Bürgerschaftliches Engagement ist der Dachverband BVDA seit 2012 auch Medienpartner der Woche des bürgerschaftlichen Engagements.

Kostenlose Wochenzeitungen sind ein Mosaik all der Akteure, die eine Gemeinschaft tragen und lebendig machen. Wir treiben keinen Keil zwischen ein gefühltes „Wir“ und irgendwelche „die da oben“, sondern bringen Menschen zusammen: Wir bringen Künstlerinnen und Künstler und ihr Publikum zusammen, Schulabgängerinnen und -abgänger und Ausbildungsbetriebe, Händler und Kundinnen und Kunden, Menschen in schwierigen Lebenslagen und Fachkräfte in sozialen Einrichtungen, Lokalpolitikerinnen und -politiker mit Bürgerinnen und Bürger, Vereine und ehrenamtlich Engagierte. Wir geben Menschen und ihren Tätigkeiten und Angeboten Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit und vermitteln ihre Leistungen und Fähigkeiten. Wir stärken den lokalen Handel, der seit inzwischen mehr als 20 Jahren in einem unfairen Wettbewerb mit Giganten wie Google, Amazon, Facebook, Apple und anderen steht. Lebensqualität hängt nicht vorrangig von solchen „Global Playern“ ab, sondern von den Menschen, Betrieben und Einrichtungen in den Nachbarschaften. Sie hängt davon ab, ob Menschen die Dinge des täglichen Bedarfs in zu Fuß erreichbarer Nähe finden.

Kostenlose Wochenzeitungen werden kostenlos an viele Haushalte zugestellt, es sei denn, sie sind dort ausdrücklich nicht erwünscht. Sie erreichen damit alle Bevölkerungsschichten und sozialen Gruppen. Sie sind das einzig verbliebene echte Massenmedium. 67 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren lesen Anzeigenblätter. Diesen Wert erreichen allenfalls die Einschaltquoten von WM-Finalspielen – aber nur alle vier Jahre, nicht Woche für Woche wie die Wochenzeitungen. Die Gattung erreicht zusammen eine Zahl von mehr als 47 Millionen Leserinnen und Lesern pro Ausgabe. 75 Prozent der Leserschaft fühlen sich von kostenlosen Wochenzeitungen zuverlässig über aktuelle Ereignisse am Ort informiert, 60 Prozent betrachten sie als wichtige Informationsquelle vor dem Einkauf. Anzeigenzeitungen sind ein redaktionelles Produkt und nicht „nur“ Werbeträger. Unsere publizistische Funktion wird allerdings ausgeblendet, wenn über neue Zustellmodelle nachgedacht wird, zum Beispiel das Opt-in. Es bedroht unsere Existenz. Wenn Anzeigenzeitungen nur noch zugestellt werden dürfen, wo sie zuvor „bestellt“ wurden, können sie die Bevölkerung nicht mehr allumfassend informieren. Ihre Funktion für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und für eine stabile Demokratie wäre verloren.

Ein starkes Wir-Gefühl ist der Anker unserer Gesellschaft. Sozialer Zusammenhalt sorgt für Stabilität. Kostenlose Wochenzeitungen berichten über die Heimat, stärken dadurch regionale Strukturen und Netzwerke, sind Plattform für Kommunikation, quasi der Dorfbrunnen auf dem Marktplatz. Sie verbinden, statt zu spalten. Ein friedlicher Umgang im Zeichen von Toleranz und Respekt steht im Mittelpunkt unserer Berichterstattung. Wir geben mit unserer Berichterstattung der Solidarität und Hilfsbereitschaft lokal handelnder Personen eine Plattform und regen zum Mitmachen an. Wir befördern in unserer Berichterstattung das Verständnis für Minderheiten genauso wie für Mehrheiten. Andere Lebensmodelle werden vorgestellt und werden dadurch nahbarer. An dieser Stelle können kostenlose Wochenblätter eine wichtige Brücke schlagen. Sie sind generell ein etabliertes Element, um Verbindungen und Austausch auf lokaler Ebene zu schaffen. Artikel in Anzeigenblättern handeln in den meisten Fällen von Personen aus der unmittelbaren Nachbarschaft und fördern so eine besonders große Lesernähe. Der Aufmacher der aktuellen Ausgabe schafft regelmäßig Gesprächsanlässe ganz nach dem Motto „Hast Du schon gelesen?“ und wirkt so selbst Einsamkeit und Anonymität entgegen.

Tausende Journalistinnen und Journalisten – darunter viele Selbstständige – publizieren in Anzeigenzeitungen. Ihr Rüstzeug sind Leidenschaft für das Lokale, Kenntnisse über die Besonderheiten ihrer Region, Netzwerke in Politik, Kultur, Wirtschaft und Bildung sowie ein offenes Ohr für alle. Durch ihre Verwurzelung in der Region sind sie stets nah dran an den Themen, die Menschen in der Stadt und auf dem Lande bewegen. Viele Journalistinnen und Journalisten haben bei kostenlosen Wochenzeitungen ihr Handwerk gelernt und ihre ersten Sporen verdient, nicht wenige von ihnen haben ihre berufliche Existenz mit dem Anzeigenblatt dauerhaft verknüpft.

Kostenlose Wochenzeitungen schaffen Werte und setzen dafür verantwortungsvoll Ressourcen ein. Gerade beim Rohstoff Papier, der grundlegend für ihre Wirkungsweise ist, steht hier die Nachhaltigkeit im Vordergrund. Der durchschnittliche Altpapieranteil bei Anzeigenzeitungen beträgt heute 84 Prozent. Gegenüber Frischfaserpapier werden bei der Herstellung von Recyclingpapier bis zu 60 Prozent Energie, bis zu 70 Prozent Wasser sowie jede Menge Kohlendioxid und Abfall eingespart. Auch setzen wir uns über unseren Verband BVDA seit Jahren für die Entwicklung von geeigneten mineralölfreien Druckfarben ein. Nachhaltigkeit ist aber nicht nur ein Schwerpunkt in der Zeitungsherstellung, sondern auch ein wichtiges verlagsübergreifendes Anliegen. Wir berichten regelmäßig über Themen des Klima-, Natur- und Ressourcenschutzes. Wir geben Leserinnen und Lesern hilfreiche Tipps, um den eigenen Alltag mit einfachen Mitteln umweltverträglicher zu gestalten. Eine Kooperation zwischen dem BVDA und dem WWF hat hier bereits zu einem fruchtbaren inhaltlichen Austausch der Verlage mit der Umweltorganisation geführt. Innerhalb einer neuen Klimainitiative des BVDA können Verlage auch einen speziellen Kohlendioxid-Rechner nutzen, um ihre Emissionen zu berechnen und durch die Unterstützung von anerkannten Klimaschutzprojekten zu kompensieren. Somit leisten kostenlose Wochenzeitungen ihren Beitrag zu den langfristigen Klimazielen unserer Gesellschaft.

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