Lokale Printmedien sind wichtig für die Demokratie

Beim BVDA-Netzwerkformat "Vital Lokal" diskutierten Verbände und Politik über das Spannungsfeld zwischen klassischen und Sozialen Medien. Die Teilnehmer der virtuellen Veranstaltung waren sich einig: Lokale Printmedien leisten einen wichtigen Beitrag für die Demokratie.

Lokale Printmedien leisten einen wichtigen Beitrag, um Radikalisierung zu bekämpfen und unterstützen so die demokratische Gesellschaft. Dies ist ein Fazit, das die Teilnehmer beim Netzwerkformat VITAL LOKAL des Bundesverbands Deutscher Anzeigenblätter (BVDA) zogen. Unter dem Motto “Zukunft wird vor Ort gemacht – Demokratiegefährdung in wirtschaftlich geschwächten Regionen” trafen sich heute Politiker, Verbandsvertreter, Journalisten und Mitarbeiter aus Ministerien. Coronabedingt fand das sonst als Frühstücksdialog im Regierungsviertel stattfindende Format diesmal als Online-Meeting statt. Die Teilnehmer diskutierten vor allem, welche Faktoren Menschen aktuell politisch radikalisieren und welchen Beitrag lokale Medien leisten können, um dies zu verhindern.

 

Prof. Dr. Thomas Bliesener, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), zeigte in seinem Impuls auf, dass der Anteil Sozialer Medien recht groß ist, wie und in welchem Umfang Menschen sich radikalisieren. Ausgangspunkt seien u.a. Ängste vor wirtschaftlichen, sozialen oder kulturellen Veränderungen, die in den Echokammern des Internets noch verstärkt würden. In der allgemeinen Wahrnehmung betreffe dies vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen oder Transferleistungsempfänger. Diese Einschätzung sei jedoch so pauschal nicht richtig. Auch in Teilen der sogenannten Mittel- oder Oberschicht würden sich Menschen von der Demokratie und ihren Werten abkehren. Diese seien jedoch in absoluten Zahlen wegen ihres geringen Anteils an der Gesamtbevölkerung naturgemäß geringer.

 

Bliesener hob die Bedeutung eines Journalismus hervor, der starke Bezüge zur Lebenswirklichkeit der Menschen herstellt. “Lokale Medien wie Anzeigenblätter oder Tageszeitungen können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Befindlichkeiten der Menschen ernstzunehmen und diese einzuordnen. Besonders die kostenlosen Wochenblätter erreichen auch die Menschen, die sich aufgrund ihrer finanziellen Situationen keine Printmedien leisten können”, sagte Bliesener.

 

In diesem Zusammenhang betonte BVDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Jörg Eggers, dass es immer aufwendiger werde, Lokaljournalismus zu finanzieren. Dies hänge vor allem mit den in den letzten Jahren immens gestiegenen Zustellkosten zusammen. Schon jetzt hätten zahlreiche Verlage Anzeigenblatt-Titel eingestellt, da ihre Werbeeinnahmen pandemiebedingt katastrophal eingebrochen seien. “Es besteht eine große Gefahr, wenn staatliche, bürgerschaftliche, aber auch mediale Strukturen zerbröckeln, wenn kulturelle und Freizeitangebote zurückgehen, dass diese Aufgaben immer öfter von radikalen Kräften besetzt bzw. übernommen werden”, sagte Eggers. Gerade die lokalen Printmedien bildeten ein wichtiges Gegengewicht zu den Resonanzräumen und Vernetzungsmöglichkeiten der Sozialen Medien, die den tatsächlich oder vermeintlich Abgehängten das Gefühl einer virtuellen Wärmestube anböten. Deshalb appellierte Eggers an die Politik, für entsprechende Rahmenbedingungen einzutreten, damit eine vielfältige Presselandschaft erhalten bleiben kann.

 

BVDA-Vizepräsident Michael Simon stellte einige Aktionen vor, die der Anzeigenblattverband verlagsübergreifend initiiert oder koordiniert hat, darunter vor allem das Format “Das geht uns alle an”. Hier wird regelmäßig ein gesellschaftliches Thema aufgegriffen, das die Verlage dann bundesweit in den Wochenblättern redaktionell abbilden. Zudem ist der BVDA mit seinen Mitgliedsverlagen ein wichtiger Kooperationspartner von Organisationen und Vereinigungen, die sich gegen Fake News und Hate Speech, und für Toleranz, Vielfalt und gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen, beispielsweise das Recherchenetzwerk CORRECTIV, das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement oder die Initiative “Offene Gesellschaft”.

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