Dr. Jörg Eggers zur Zukunft des BVDA
In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung hat der Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen e. V. (BVDA) einstimmig eine Kooperation mit dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger e. V. (BDZV) beschlossen. BVDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Jörg Eggers spricht in einem neuen Format „3 Fragen an…“ über Hintergrund, Ziele und Bedeutung der Kooperation, die am 1. Januar 2025 startet.
Herr Dr. Eggers, auf der heutigen Mitgliederversammlung haben die Verlagsvertreterinnen und -vertreter eine Kooperation des BVDA mit dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) beschlossen. Was sind die zentralen Inhalte der Kooperation?
Es gibt drei klare Botschaften: Mit dem heutigen Beschluss der Mitgliederversammlung erhalten wir den BVDA nicht nur als eigenständigen Verband, sondern stellen ihn auf ein zukunftsfähiges Fundament. Durch die Kooperation mit dem BDZV werden wir ab dem kommenden Jahr verstärkt Synergien und Einsparpotenziale nutzen, indem wir Aufgaben und Personal bündeln. Dadurch können wir mittelfristig die BVDA-Mitgliedsbeiträge senken und gleichzeitig die Verbandsleistungen nahezu unverändert aufrechterhalten.
Daneben gibt es noch eine Vielzahl operativer Aspekte, beispielsweise den weiteren Zusammenschluss von Arbeitskreisen und -gruppen beider Verbände. Hier haben wir in den vergangenen Monaten im Bereich Nachhaltigkeit bereits erfolgreich zusammengearbeitet. Gleichzeitig stellt die geplante Organisationsstruktur sicher, dass gattungsspezifische Vorhaben des BVDA bei Bedarf weiterhin individuell verfolgt werden können.
Der simple Begriff Kooperationsvereinbarung spiegelt sicherlich nur teilweise wider, welche intensiven Beratungen in den letzten Monaten erforderlich waren, bevor sie in einem umfassenden Dienstleistungsvertrag ihr Ergebnis fanden. Wie haben Sie diesen Prozess empfunden?
Zunächst möchte ich den Kolleginnen und Kollegen des BDZV herzlich für die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit danken, aus der ich auch persönlich viel mitgenommen habe. Ausdrücklicher Dank gilt an dieser Stelle dem Ehrenamt beider Verbände, das sehr viel Zeit und Sachverstand in die gemeinsamen Gesprächsrunden investiert hat.
Die Zusammenführung unterschiedlicher Strukturen stellt eine Herausforderung dar, da sie oft auf divergierende Prozesse, Kulturen und Systeme trifft, die harmonisiert und effizient integriert werden müssen, um Synergien zu schaffen und Konflikte zu vermeiden. Für mich persönlich hilfreich waren dabei neben meiner langjährigen Erfahrung als Verbandsmanager meine Kompetenz als ausgebildeter Business Coach sowie Organisations- und Geschäftsmodellentwickler. Als gesamtes Projektteam haben uns die Leidenschaft und Begeisterung für Journalismus und die Zielsetzung unserer Mitglieder angespornt. Vor diesem Gesamthintergrund waren die letzten Monate – ähnlich wie meine Tätigkeit bei der EU-Kommission – sicherlich besonders spannend, aber auch anspruchsvoll.
Kooperationen wirken im Idealfall wechselseitig. Der BDZV wird als Synergie auch von Ihrer Expertise profitieren können. Welche Erfolge und welchen Erfahrungsschatz bringen Sie in die Kooperation ein?
Persönlich stehe ich mit meiner Erfahrung aus über zwölf Jahren als Hauptgeschäftsführer ein, die geprägt ist von der Professionalisierung der Lobbyarbeit, Optimierung und Digitalisierung von Prozessen sowie eine strategische Neuausrichtung des BVDA in Richtung Mitgliederbindung und -gewinnung.
Die Herausforderungen, vor denen die Medienbranche insgesamt steht, sind mannigfaltig. In den vergangenen Jahren haben wir uns daher in eine Vielzahl an politischen Debatten aktiv eingebracht und uns für bessere Rahmenbedingungen für Verlage eingesetzt. Ein konkretes Erfolgsbeispiel zum Thema Interessenvertretung ist unter anderem die erzielte Ausnahmeregelung für Zustellerinnern und Zusteller zur schrittweisen Anhebung des Mindestlohns; ebenso die Aufnahme eines Sollzeitmodells für geringfügig Beschäftigte im Rahmen der Mindestlohnaufzeichnungspflicht. Dies hat die Verlage davor bewahrt, dass sich die Voraussetzungen für ihr Geschäftsmodell massiv verschlechtern.
Auch unser Engagement in der Coronapandemie hat dazu beigetragen, die Rahmenbedingungen für die freie Presse zu erhalten – Stichwort Anerkennung kostenloser Wochenzeitungen als Teil der kritischen Infrastruktur.
Als ein weiteres Beispiel ist unser Erfolg bei dem Abmahnportal „Werbestopper“ anzuführen. Das Unternehmen leitete Werbeverbote von Privathaushalten an Verlage weiter und mahnte dann massenhaft bei Verstößen ab. Es ist uns gelungen, dessen Einstellung aufgrund unlauterer Geschäftsmethoden auf dem Rechtsweg zu erwirken.
Es ließen sich noch weitere Beispiele anführen, bei vielen von ihnen haben wir übrigens auch bereits ohne vertragliche Vereinbarung mit dem Team des BDZV vertrauensvoll und erfolgreich zusammengearbeitet.
Insgesamt bin ich deshalb sehr zuversichtlich, dass die große Expertise beider Verbände und der gemeinsame Antrieb für die freie Presse die beschlossene Kooperation mit Leben füllen und den Verlagen vor allem einen signifikanten wirtschaftlichen Mehrwert verschaffen wird.
Herr Dr. Eggers, vielen Dank!