Verlage setzen auf transparente Nachhaltigkeitskommunikation

Umweltverträglich, ökologisch, grün: Fachforum von BDZV und BVDA zeigt, wie Presseunternehmen nachhaltiges Handeln umsetzen

Dr. Katharina Reuter bei ihrer Keynote
Dr. Katharina Reuter, Geschäftsführerin des BNW Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft, hielt die Keynote beim diesjährigen Fachforum Nachhaltigkeit. Foto: BVDA

Nachhaltigkeit ist nicht nur ein zentrales gesellschaftliches Anliegen, sondern auch ein echter Erfolgsfaktor für die Wirtschaft. Das wurde auf dem Fachforum Nachhaltigkeit von Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) und Bundesverband kostenloser Wochenzeitungen (BVDA) in Berlin deutlich, wo sich die Verlagsbranche intensiv mit nachhaltigem Handeln auseinandersetzte.

 

BDZV und BVDA hatten am 26. Juni zum Expertenaustausch eingeladen, um „weiter für das Thema zu sensibilisieren und die erfolgreiche Umsetzung in der Verlagspraxis aufzuzeigen“, erklärte Andreas Müller, BVDA-Vizepräsident und Geschäftsführer des Medienhauses Aachen. Im Fokus stand die Frage, wie Verlage ihre eigene Nachhaltigkeitskommunikation transparent, glaubwürdig und rechtssicher umsetzen können.

 

Nachhaltigkeit bedeutet Zukunftskompetenz

 

In ihrer Keynote machte Dr. Katharina Reuter anhand konkreter Beispiele deutlich, welche wirtschaftlichen Vorteile die proaktive Auseinandersetzung mit der eigenen Nachhaltigkeit sowohl für große wie für kleine Unternehmen mit sich bringt. Die Geschäftsführerin des BNW Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft wurde im vergangenen Jahr für ihr Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Nachhaltigkeit bedeute Zukunftskompetenz, so Reuter. Ihr Appell an die Verlagsbranche: „Sorgen Sie dafür, dass Ihr Unternehmen Teil der Lösung wird und nicht Teil des Problems bleibt.“

 

Pragmatisch handeln

 

Carsten Wilkesmann vom Dewezet-Druckzentrum Hameln betonte, dass pragmatisches Handeln wichtiger sei als große Pläne, die in der Schublade verschwinden. Sein Beispiel: Durch einfache Effizienzmaßnahmen konnte die regionale Zeitungsdruckerei den Gasverbrauch um 40 Prozent senken. Schon 2023 stellte die Druckerei auf mineralölfreie Schwarzfarbe um, und zwar „ohne technische Probleme“, wie Wilkesmann betonte. Fast sieben Tonnen Mineralöl habe das mittelständische Unternehmen seither eingespart – ein bedeutender Schritt in Richtung nachhaltiger Zeitungsdruck. Die Verbände der Druck- und Verlagsbranche haben sich im vergangenen Jahr dazu verpflichtet, bis 2028 komplett auf Mineralöl in Druckfarben zu verzichten.

 

Digitale Werbung geht auch nachhaltig

 

Auch digitale Kommunikation verursacht erhebliche Emissionen. Luisa McLachlan, Senior Manager Sustainability bei Axel Springer, und Joana Fiedler, Senior Product Managerin Digital bei Media Impact, zeigten am Beispiel der „Green Products“ für BILD und WELT, wie digitale Werbung durch intelligente Anpassungen der Ad Tech sowie gezielte Kampagnenoptimierung nachhaltiger werden kann. „Messen, vermindern, kompensieren und Bewusstsein schaffen“ markiert bei Axel Springer den Weg zur nachhaltigen digitalen Werbung. Schließlich bieten umweltbewusste Werbeplatzierungen auch einen Wettbewerbsvorteil, da Kunden, Mitarbeitende und die Öffentlichkeit verantwortungsvolles ökologisches Handeln erwarten.

 

Nur indem Verlage ihre Nachhaltigkeitsbemühungen transparent machen und überhaupt erst die Möglichkeit schaffen, den CO2-Fußbabdruck von Kampagnen zu messen, könnten auch Werbungtreibende ihre Mediapläne mit ihren Nachhaltigkeitszielen in Einklang bringen, so Carsten Dorn, Geschäftsführer des Crossmedia-Vermarkters Score Media.

 

Ambitionierte Nachhaltigkeitsziele verfolgt mit Essity auch der größte Hersteller von Hygienepapier in Europa. Eine Milliarde Menschen verwenden täglich die Produkte des Konzerns, so Thorsten Becherer, Technology Director Public Affairs Initiatives bei Essity. „Wir sind für 5,8 Millionen Tonnen CO2 im Jahr verantwortlich. Daraus ergibt sich eine große Verantwortung.“ Daher habe man intensiv an einem neuen Verfahren zur Herstellung von Papier mit grünem Wasserstoff geforscht. Mit Erfolg: 2023 ist der Durchbruch gelungen und in Mainz wurde erstmalig Papier CO2-frei produziert. Allen Unkenrufen zum Trotz habe die Umstellung problemlos geklappt, und zwar im laufenden Betrieb. Das Credo von Becherer: „Die Industrie klimaneutral hinzukriegen ist eine Generationenaufgabe, die machbar ist.“

 

Energieeffizienz ist stärkster Hebel

 

Welch enormes Potenzial zur Energieeinsparung in Rechenzentren schlummert, machte Marina Köhn, Green-IT-Expertin beim Umweltbundesamt, deutlich. Energieeffizienz sei immer die erste und wirkungsvollste Stellschraube, so Köhn – und verknüpfte das mit einem sehr praxisnahen Tipp: „Aus Sicht des Umweltschutzes schneidet beim Vergleich von einer Videokonferenz mit einer Präsenzveranstaltung das digitale Meeting besser ab.“

Praktische Tipps, wie Verlage ihre Nachhaltigkeitskommunikation wirkungsvoll umsetzen, lieferte Vera Klopprogge. „Die Kommunikation zu Nachhaltigkeit muss genauso selbstverständlich werden, wie die Kommunikation zu Produkten oder der Arbeitgebermarke“, empfahl die PR-Beraterin. „Tue Gutes und rede darüber – transparent und authentisch.“ Dabei gelte es, zunächst intern zu überzeugen, dann extern zu kommunizieren. „Machen Sie Ihre Mitarbeitenden zu Führsprechenden von Umweltschutz und Sozialem.“

 

Rechtlich gibt es auch bei Green Claims einiges zu beachten. Wie man Fallstricke vermeidet und rechtssicher mit der eigenen Nachhaltigkeit wirbt, zeigten Anna Lutz, Referentin Medien- und Wirtschaftsrecht, und Julia Rohmann, Referentin Umweltschutz + Arbeitssicherheit, beide vom Bundesverband Druck und Medien.

 

In der abschließenden Podiumsdiskussion erklärten Andreas Müller, Carsten Dorn und Matthias Kopp, Director Sustainable Finance bei WWF Deutschland, was es mit ESG-Ratings auf sich hat und welche Erwartungen Werbekunden und Banken diesbezüglich an die Verlage haben. Die drei Buchstaben stehen für Environment, Social, Governance – will heißen, dass Banken zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums stärker in den Blick nehmen, wie Unternehmen bei Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung agieren.

Kopp ist sich sicher, dass die Sicherung des wirtschaftlichen Wohlstands nur durch eine konsequente und technologieklare Transformation hin zur Nachhaltigkeit gelingen kann. Aber „wir können ökologische Transformation nur hinbekommen, wenn wir das sozialverträglich machen. Das E von ESG funktioniert nur, wenn man das S ebenfalls beachtet.“

 

Hier gelangen Sie zu den Impressionen vom Fachforum Nachhaltigkeit.

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